Die Schlangen der Gottesmutter .
Es ist kaum zu glauben, aber in Markopoulo, einem kleinen Dorf auf Kefalonia trdgt es sich jedes Jahr beim Marienfest am 15. August wahrhaftig zu: Wdhrend der Maίfeier kriechen lebendige Schlangen durch die Kirche, zwanzig oft dreißig Schlangen . Sie sind in allen Ecken, auf den Mfbelstόcken und im Chorgestόhl sie schldngeln sich an der Ikonostase hoch am Bischofsthron, an den Menschen, ganz in Ruhe, ermutigt, ungefdhrlich, zahm. Die Kirche liegt tief, auf dem ersten kleinen Absatz in einem alten Fluibett gebaut. Ihr Glockenturm steht weit abseits von der Kirche, oben am Rand des Fluίbettes direkt an der Landstraίe.
Er ist alt im westepirotischen Stil gerichtet, mit breiter Fassade und einem festen Fundament. Seine Glocken werden nicht von Hand geldutet so wie die anderen orthodoxen Glocken auf der Insel. Sie sind mit Seilen an einem Querbalken aufgehdngt und Schwingen beim Lduten wie Katholische Glocken hin und her. aus den Ritzen dieses Glockenturms und aus den Bόschen ringsum kommen die Schlangen von denen wir erzdhlen. Nur an den Tagen vor dem 15. August, heisst es, findet man diese Schlangen. Das wissen alle, selbst die Kinder. Erst am Erlfser-Tag, dem 6. August, fdngt das Suchen an.
Am Anfang tauchen sie nur vereinzelt auf und die Leute der Dfrfer kfnnen die Schlangen nur mit Mόhe finden. Am Abend suchen sie sie bei Kerzenlicht rings um den Glockenturm, sie halten sie in der Hand und bringen sie ins Dorf. "Die Schlangen sind da"!!!.. rufen sie frfhlich, denn sie glauben daran, daί das regelmdίige Auftauchen der Schlangen so etwas wie eine Garantie ist fόr das Wohlergehenen des Dorfes und fόr ein gutes Jahr. Wenn am Vorabend zu Maria Himmelfahrt die Glocken lduten und die Schlucht voller Menschen ist, kommen zahlreiche Schlangen zum Vorschein. Dann sieht man die Dorfbewohner in Massen mit dόnnen Kerzen umherziehen und die Schlangen einsammeln. Die winden sich zutraulich um die Hdnde der Menschen und lassen sich bereitwillig in die Kirche bringen. Als ich zum ersten Mal nach Markopoulo kam war ich 15 Jahre alt.. Neben meinem Vater,dem Kirchensdnger, nahm ich langsam ganz offiziel einen Platz im Chorgestόhl ein. Mit ihm zusammen bildete ich den Chor auf der rechten Seite. Auf der Inseln wird das Kirchenweihfest am 15. August von allen Festen am meisten gefeiert und kein einziger Kirchensanger bleibt uneingeladen. Schon seit Tagen freute ich mich darauf, endlich zu diesem berόhmten Elios- Dorf zu fahren wo die Schlangen auftauchen und das, wie manche glauben, die Heimat von Marco Polo sein soll. Die Elios-Dfrfer heiίen Mavrata, Theramona, Valeriana, Chionata, Markopoylo Katelios: es waren einst herrschaftliche Dfrfer mit Abligen und Wappen. Heute werden sie von ehrenwerten Arbeitern und hfflichen Bauern bewohnt, die sehr warmherzig und kultiviert sind. Zauberhaft diese Gegend von Elios. Sie ist nach den Olivenhainen benannt. Ruhig breitet sich ihr Grόn vor uns aus, eine fruchtbare Gegend, der Boden mit Fleiί bestellt. Auf der linken Seite erstreckt sich der Aenos imposant und Kraftstrotzend auf seiner ganzen Ldnge. Er prasentiert, uns seine kolossalen Gesteinsfalten, zwischen denen an Bachlaufen Oleanderbdume blόhen. In 300 Metern Hfhe liegt Markopoulo genau in einem Winkel όber dem Meer von wo aus man Meer und Festland auf den Golf von Patra schaut. Meer und Festland bilden einen riesigen Halbkreis. Der Besucher hat eine Aussicht, die zu den schfnsten von Kefalonia zdhlt. Auf der rechten Seite im ionischen Meer liegt die Nachbarinsel Zakinthos eingetaucht in das rosenrote Licht des Sonnenaufgangs, in so greifbarer Ndhe, das man sagt, in ruhigen Stunden, kfnne man dort die Hdhne krdhen hfren. Zu unseren Fόίen liegt Katelios ein Provisorischer Schlechtwetter- Hafen, der den Fischerbooten Schutz gewdhrt. Uns gegenόber gruίte uns die Peloponnes mit der Festung Glarenza. Links fόhrt dann Munda, das Kap von Skala wie eine Straίe zum Meer hin; in weiter Ferne ruft uns das Rumeli-Festland mit seinen blassen Bergen zu, wir sollten ihm Beachtung schenken.Diese Stelle in Markopoulo ist der schoenste Balkon von Kefalonia. An diesem Abend 15. August lduteten die Glocken auf Orthodoxe weise (sie wurden von einem Glfckner geschlagen, der in den Turm hinaufgestiegen war) und ihr Klang verschfnerte die Mondscheineinstimmung des Abends. Ein Schauder durchfuhr mich, als ich an all das dachte, was uns ein Pope bei Tisch όber die Schlangen erzdhlt hatte: Sie kriechen euch die Brust hinauf, und durch die Gnade der Gottesmutter tun sie euch nichts an. Ihr haltet sie in den Hdnden, und sie lecken euch ab wie kleinen Kdtzchen. Wir ndherten uns dem Kirchengeldnde. Da waren beim alten Glockenturm die Leute die in kleinen Gruppen aus den Taldfrfern, den Katochoria heraufkamen. Mit brennenden Kerzen in der Hand beugten sie sich hinunter, um auf dem Weg nach Schlangen zu suchen. Oh nein Panajitsa mou! MEINE HEILIGE MUTTERGOTTES!waren schon die Aufschreie der Mddchen zu hfren die sich er schreckten, wenn die Jungen ihnen zum Spaί Schlangen auf den Arm legten. Zwei drei einfache Imbiίstdnde im Kirchengarten, vollgepackt mit Leckerbissen, Getrdnken und grόnen Bldttern, beleuchteten mit ihren Lichtern den Hof und belebten das Treiben dort. Groίe Wassermelonen deren Schale ganz entfernt war, standen leuchtendrot auf den kleinen Tischen. Die Verkdufer priesen sie lauthals an und schlugen ihre Messer scheppend auf den Verkaufstisch. Die Kirchengdnger standen um sie herum und luden sich gegenseitig ein.Nach einem so weiteren Fuίweg war ein saftiges Stόckmelone genau das richtige fόr die durstigen Seelen oder eine Flasche Limonade, die in Wasser gekόhlt wurde. Die Bόdchen-Verkdufer sahen uns kommen und riefen uns zu: Kommt laίt euch bewirten.Wir gingen hin um einen Rosolio (suίer Likfr) zu trinken. Ich nahm ein Gldschen,aber plftzlich durchfuhr mich ein Schrecken und lie$ meine Hand erstarren.
Auf dem Tisch schldngelte sich langsam zwischen Tassen und Gldsern ungestfrt, eine dicke Schlange, fast einen halben Meter lang!!die ab und zu ihren Kopf hob und όber das Geschirr beichte. Schauderhaft!Mein Vater, der das schon von frόheren Jahren her kannte streckte seine Hand aus und streichelte ihren Kopf! Wie ist es ihnen im vergangenen Jahr gegangen? Das Reptil schien sich aufzurichten zu wollen,vielleicht um unseren Gruί zu erwidern, aber der Verkdufer schlug mit dem Messer auf dem Tisch es erschrank sich und kroch in der Weg. Wir gingen in die hell erleuchtete Kirche, die voller Menschen war. Als ich unter den Kirchgdngern die Mddchen entdeckte war ich so abgelenkt daί ich fόr einen Moment die Sache mit den Schlangen vergaί, bis diese sich selbst wieder in Erinnerung brachten. Auf den goldenen Holzschnitzereien der Altarwand, auf ihren Sdulen und der Heiligen Pforte, knochen zwei drei fόnf sieben viele Schlangen und krochen hinauf und herunter. Verwirt betrachtete ich sie und vergaί darόber zu meinen Platzim Chorgestόhl zu gehen. Ein Prebyter kam zu mir und zeigte mir eine Schlange, die er in der Hand hielt. Sie war ziemlich lang und hatte sich wie ein Armreif um seinen Arm gelegt. Er hielt sie mir zum Streicheln hin. Ich faίte etwas Mut und legte meinen Finger auf ihren Kopf. Eine feine samlige Haut,zwie funkelnde Augen und ein Mal auf der Stirn wie ein Kreuz.Ab und zu offnete sie ihr kleines Maul und streckte ein fddendόnnes Zόnglein heraus. Die Leute sagten mir daί ich auf der Zungenspitze noch ein weiteres Kreutz erkennen kfnnte wenn ich gut aufpasste. Alle Kirchebesucher um mich herum machten das Gleiche. Sie standen in Gruppen zusammen, hatten jeweils ein bis zwei Schlangen und zeigten sie den Neulingen. Um noch mehr Eindruck zu machen, legte sie sich die Schlangen auf der Brust und lieίen sie von einem zum anderen Aermelende kriechen. Wir stimmten die Gesdnge der Nachtmesse an, die Schlangen bewegten sich weiter durch die kirche. Ich kann mich daran erinnern wie die Schlangen am Rahmen der Muttergottes Ikone hochkrochen, als wir vor diesem Bildnis das "Logon Agathon" das gute Wort sangen, sie rollten sich auf den Kόnstlerischen Schlangennachbildungen zusammen die als Opfergaben Samtgόrtel der Muttergotter hingen. Als wir zum Schluί die Doxologia -den Lobgesang sangten,brachten die Leute noch mehr Schlangen in die Kirche denn zu dieser Stunde kommen drauίen zwischen den Bόschen am Berghang die letzten zum Vorschein. Am ndchsten Tag ging es bei der Messe genauso weiter. Der Pope las von der Heiligen Pforte aus das Evangelium, und die Schlangen krochen ihm όber die Schuhe. In der Mitte der Kirche sang mein Vater die Apostel-Lesung, und auf seinem Buch bewegte sich eine Schlange, die ihm ein Kirchenbesucher zum Spaί dort hingelegt hatte. Immer wenn ihm die Schlange den Text verdeckte, schob sie mein Vater mit einer leichten Handbewegung zur Seite. Als wir zu Mittag aίen,leistete uns eine der Schlangen aus der Kirche Gesellschaft. Ich fand die Gelegenheit, die Leute aus dem Dorf Verschiedenes zu den Schlangen zu fragen. Sie erzdhlten mir daί die Schlangen nach vierzig Tagen, egal von welchem Ort, wieder verschwinden selbst wenn man sie gut und sicher aufbewahrt. Sogar aus verschlossenen Flaschen sind sie auf seltsame Art und Weise entkommen. Es sollte allerdings jeder, der eine Schlange mit nimmt, diese spdter wieder an ihrem Platz am Berghang aussetzen damit sie dort zu ihrem Nest finden kann, sonst erzόrnt man die Gottesmutter und bekommt seine Strafe. So wie die Kutscher wenn sie die Schlangen aus Versehen oder mit Absicht mit ihren Kutschwagen όberfahren, erscheint ihnen die Muttergottes im Traum und verlangt sie von ihnen zurόck. Aus diesem Grund haben schon viele silbene oder vergoldete Holznachbildungen der Schlangen zum Marienbild gebracht.
Wieso ist es zu erkldren, ihrer Meinung nach, daί die Schlangen erscheinen sich nur an den Tagen vor und nach dem 15. August und verschwinden sich nach 40 Tagen? Welche ist die Mythologische Bedeutung der Schlangen in der griechischen Mythologie? Haben sie Glaubnis an Wunder?
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